Oh du liebe Weide

Einige Weiden-Arten, gehören zu den Bäumen und werden bis zu 30 Meter hoch. Es gibt aber auch Weiden, die sind klein und unscheinbar. Wegen ihrer grossen Verbreitung und weil sie sich gerne kreuzen, ist eine genaue Anzahl der Arten schwer zu bestimmen. Weltweit sind es um die 500. Ungefähr 30 davon sind in der Schweiz zu finden und nur 5 Arten wachsen zu stattlichen Bäumen heran.

Der bevorzugte Standort von Weiden befindet sich in Auenwäldern, an Flussufern oder Bachläufen sowie in Moorlandschaften. Viele Arten wachsen strauchförmig und erreichen eine Höhe von 2 bis 10 Metern. Die kleinsten, oft übersehenen Weiden werden aber nur 30 bis 50 cm gross. Sie sind in den Voralpen und im Hochgebirge zu finden.

Zu erkennen ist die Weide an ihren dekorativen silbergrauen Kätzchen. Die erscheinen schon im März und noch bevor das grüne Laub kommt. Weiden sind ökologisch sehr wertvoll. Ihre frühe Blüte ist ein wichtiger Nahrungslieferant für ganz viele Insekten. Während der Blütezeit sind die Kätzchen mit gelbem Blütenstaub überzogen. Der ist für die Insekten und besonders für Bienen eine wichtige Nahrungsquelle im Frühjahr, wenn sonst noch nicht so viel blüht.

 

Die Weide hat auch einen hohen Nutzen in der Ingenieurbiologie, denn mit ihrem kräftigen Wurzelsystem befestigt sie Böden und Hänge. Zudem ist die Weide eine Pionierpflanze, die nur geringe Ansprüche an ihre Umgebung stellt.

Vermehrt werden kann die Weide aus Teilstücken der Mutterpflanze - also durch Steckhölzer - und auch durch Samen.

Ihre Zweige werden gerne zum Flechten genutzt. Mit den biegsamen Ruten lassen sich problemlos Körbe und Zäune herstellen. Im Norden bestanden die Wände der Häuser früher aus Weidenflechtwerk, welches mit Lehm verschmiert wurde. Die frische Rinde der Weide kann sogar zum Zusammenbinden genutzt werden.

 

In der Medizin wird das Salicin der Weide genutzt. Im menschlichen Körper wird das zu einem natürlichen Aspirin verstoffwechselt und wirkt damit schmerzlindernd und fiebersenkend. Aus der getrockneten Rinde kann dafür ein Tee aufgebrüht werden.

In der modernen Phytotherapie gilt die Weide zusätzlich als entzündungshemmend, blutverdünnend, desinfizierend und entwässernd. Die Bachblüte Willow (Weide) wird eingesetzt, damit Menschen aus ihrer Opferrolle heraus kommen.

Die Weide ist auch ein mystischer Baum. Schon die Kelten bewunderten ihre Eigenschaften. Sie steht für die Wiedergeburt der Natur und symbolisierte Heilkraft und Fruchtbarkeit. Sie ist ein Baum der Trost schenkt und wieder Freude in uns aufkommen lässt. Daher tut es gut sich zwischendurch an ihren Stamm zu lehnen und einen Moment inne zu halten.

 

Die Weide ist in vielen Gedichten und Geschichten zu finden. Hier habe ich eine kurze Passage aus einem meiner Lieblingsbücher für dich:

Schliesslich kamen sie plötzlich in leichten Schatten; grosse graue Äste erstreckten sich über den Pfad. Jeder Schritt vorwärts wurde zögernder als der vorherige. Schläfrigkeit schien aus dem Boden zu dringen und ihnen die Beine hinaufzukriechen und sanft aus der Luft auf ihre Köpfe und Augen zu rieseln. [….] Nur ein leises, kaum hörbares Geräusch, ein leichtes Flattern wie ein halb geflüstertes Lied schien die Äste über ihm erzittern zu lassen. Er hob die schweren Lieder und sah eine riesige, alte, weissblättrige Weide über sich. Ungeheuer gross sah sie aus, ihre wuchernden Äste reckten sich empor wie greifende Arme mit unzähligen langfingrigen Händen, in ihrem knorrigen und gewundenen Stamm klafften breite Spalten, die schwach knackten, wenn sich die Äste bewegten.

Kennst du das Buch und weisst du was dann passiert?

 

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