Gartenumbau - ein Interview

Claudia, ihr habt vor 2 1/2 Jahren ein Reiheneckhaus von einem älteren Ehepaar gekauft und inzwischen so einiges daran verändert.

Ja, als Erstes haben wir uns um eine neue Heizung gekümmert und die eine oder andere Wand gestrichen. Aber dann haben wir den Garten in Angriff genommen. Das kommt ja fast automatisch, wenn das Wetter schöner wird.

Habt ihr das alles alleine gemacht oder habt ihr Hilfe in Anspruch genommen?

Als wir das Haus übernommen haben, war nach hinten raus nur Rasen mit einem grossen Fliederbusch, drei kleinen Felsenbirnen und einem Ahorn. Zur Strasse hin liegt der Parkplatz einen Meter tiefer als unser Grundstück und die Kante war nicht abgesichert.

Mein Mann hat sich am Anfang immer wieder Gedanken über den Garten gemacht, aber wir haben beide keine Erfahrung und haben deshalb eine Gartenbaufirma beauftragt ein Konzept zu erstellen. Für uns war es sehr wichtig, dass wir ein Gesamtbild erhalten und nicht nur sehen wie eine kleine Ecke verändert werden kann.

Das vorgeschlagene Gesamtkonzept hat uns dann aber gezeigt, dass es erstens zu viele Veränderungen für den Moment sind und zweitens das wir so eine Art von Garten gar nicht haben möchten.

Aber in der hinteren Ecke zum Parkplatz hin, wollten wir unbedingt etwas machen. Wir haben zwei kleine Kinder und mit der offenen Kante war uns das zu gefährlich. Daher haben wir die Gartenbaufirma beauftragt ihr Konzept für genau die Ecke umzusetzen. Anhand des Planes konnten wir uns nicht wirklich vorstellen wie das nachher aussehen wird. Wir haben ihnen auch freie Hand gelassen, was die Bepflanzung betrifft.

Dieses erste Projekt haben wir im Frühjahr 2018 realisieren lassen. Als die Gartenbaufirma dann am umgraben und einpflanzen war, haben wir gemerkt, dass in der Ecke noch ein Platz entstehen muss. Den haben wir dann noch während des Umbaus, zusammen entstehen lassen. Die geschwungene Linienführung hat uns gefallen und die wollten wir beibehalten. Daraufhin hat der Gartenbauer die Bäume sehr schön zurückgeschnitten. Er hat alle neuen Triebe weggenommen, damit die Bäume wieder schön zur Geltung kommen und damit ist eine Art Halbrund unter den Bäumen entstanden. Den haben wir mit Kies auffüllen lassen und so haben wir jetzt einen schönen Sitzplatz mit natürlichem Schatten.

Nach diesem ersten Projekt haben wir angefangen uns mehr mit Ökologie, Klimawandel und Naturschutz auseinanderzusetzen. Daher haben wir gemerkt, dass wir für das zweite Projekt einen anderen Weg einschlagen wollen. An der Seite vom Haus war eine dicke Hecke mit alten grossen Kirschlorbeerbüschen und Buchsbaum. So etwas wollten wir nicht mehr haben. Ein Sichtschutz zur Strasse hin haben wir aber gebraucht.

Für das zweite Projekt haben wir die gleiche Gartenbaufirma beauftragt, damit sie ihr Konzept weiterverfolgen können. Gleichzeitig haben wir ihnen aber andere Vorgaben gemacht. Wir wollten Pflanzen die einheimisch sind, die Tierfreundlich sind – für Bienen, Vögel und all die kleineren Tiere die es hier so gibt- und die nicht giftig sind.

Da wir all die Pflanzen nicht kennen, haben wir viel im Internet recherchiert und geschaut was man pflanzen sollte und was eher nicht. Die Liste von Pflanzen und Sträuchern, welche wir zusammen mit der Offerte erhalten haben, konnten wir so viel besser beurteilen. Zusätzlich sind wir mit unseren Vorgaben in ein Gartencenter gegangen und haben uns dort beraten lassen. Mit all diesen Informationen wurde dann die Liste der Pflanzen und Sträucher, die gesetzt werden sollten erweitert und es kamen auch der Holunder, ein Hasel und eine Aronia dazu.

Der Vorschlag von der Gartenbaufirma hatte zum Ziel, dass der Garten schön aussieht und mit möglichst wenig Aufwand zu bewirtschaften ist. Unser Ziel war es aber, einen lebendigen Garten zu bekommen. Unsere veränderten Vorstellungen konnten wir dem Gartenbauunternehmen mitgeben und am Schluss konnten sie diese auch so umsetzen. Ich glaube, wir haben ihm ein wenig zeigen müssen, dass es uns Ernst ist. Deshalb brauchten wir mehrere Anläufe, bis wir uns richtig verstanden haben.

All die tollen kleinen Pflanzen, wie Salbei, Thymian, Sanddorn, Zwergflieder, etc. hat das Gartenbauunternehmen vorgeschlagen und die Idee mit den grossen Blausee-Steinen kam auch von dort. Die sehen fantastisch aus.

Für uns ist es sehr wichtig einen lebendigen Garten zu haben, und den haben wir jetzt. Es summt und brummt hier und jeden Tag können wir verschiedene Vögel beobachten. Das ist unser Beitrag für die Umwelt.

Was waren für euch die grössten Herausforderungen?

Auf der einen Seite war es eine sehr grosse Herausforderung sich vorzustellen wie es nachher aussehen wird. Das war für uns eigentlich gar nicht richtig möglich. Der gezeichnete Plan hat uns kein Bild von unserem zukünftigen Garten vermitteln können. Da wir keine Bilder und keine Beschreibungen hatten, mussten wir immer im Internet nachschauen wie die Pflanze genau aussieht. Dabei haben wir dann auch die Informationen zu der Pflanze angeschaut und konnten überprüfen ob die Pflanze unseren Vorstellungen entspricht. Das hat auch seine Vorteile gehabt. So haben wir bemerkt, dass das gepflanzte Pfaffenhütchen sehr giftige Beeren hat, die für Kinder absolut verlockend aussehen. Daher haben wir ihn gleich am nächsten Tag wieder rausnehmen lassen.

Die zweite grosse Herausforderung war den Gartenbauer zu verstehen. Der hat seine Sprache und wir haben unsere Sprache und irgendwie ist das nicht die gleiche Sprache, obwohl wir den gleichen Dialekt sprechen. Oft haben wir nicht richtig verstanden was er sagen wollte.

Was wollt ihr als Nächstes angehen?

Das ist noch nicht genau definiert, aber wir denken über eine Solaranlage nach, die aufs Dach soll. Damit können wir unseren CO2 Abdruck verkleinern.

Welche Tipps hast du für Menschen, die in der gleichen Situation sind?

Wir haben in der Zeit wo wir hier wohnen natürlich einen rechten Prozess durchgemacht. Vor 2 1/2 Jahren hätten wir wahrscheinlich einen Garten anlegen lassen der toll aussieht. Aber heute kommt das für uns gar nicht mehr in Frage. Für uns sind ökologische Aspekte wirklich wichtig geworden und das Leben mit der Natur ist in den Vordergrund gerückt. Deshalb würde ich jedem raten sich mit dem Thema Garten ganz in Ruhe auseinander zu setzen und darauf zu schauen, was für die Natur gemacht werden kann.

Ein weiterer Tipp von mir wäre, mit einem Gartenbauunternehmen zusammen zu arbeiten, welches die gleiche Sicht hat. Ein Gartenbauer der Wert auf «Schön» legt, erstellt ein anderes Konzept als ein Gartenbauer dem «Nachhaltigkeit» wichtig ist. Die Projekte werden viel einfacher, wenn beide Parteien die gleichen Werte haben.

Ich würde auch jedem empfehlen die Umgestaltung Schritt für Schritt anzugehen und damit immer wieder neue Sichtweisen und Idee entstehen zu lassen. Wir Menschen verändern uns und es ist viel Einfacher, wenn die Umgestaltung sich mitverändern kann.

Ach ja, mein wichtigster Tipp: Genügend Schattenplätze realisieren. Bei den heissen Sommern die wir jetzt haben, ist das sehr wichtig.

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