24. Dezember
«Hey du Schlafmütze» hörte Tanja eine hohe Stimme rufen. Sie öffnete ihre Augen und sah eine Waldfee auf der Sessellehne. «Oh, da bist du ja» rief Tanja voller Freude. «Ich muss gestern eingeschlafen sein, als ich auf Oma Erna und dich gewertet habe». «Ja, du bist gar nicht richtig wach geworden, als wir gekommen sind» antwortete die Waldfee.
Tanja reckte und streckte sich ein wenig und schaute sich dann das Tannenbäumchen an. «Oh, dein Bäumchen ist aber ein ganzes Stück gewachsen» sagte sie bewundernd. «Wenn das so weitergeht, passt es nächstes Jahr nicht mehr auf das Tischchen.» Das Tannenbäumchen und seine Waldfee kamen schon einige Jahre zum Weihnachtsfest. Oma Erna hatte es damals bei Bauer Harms im Topf gekauft und mit ihm vereinbart, dass er es im Januarwieder abholte und in den Wald zurückbrachte. Auf diese Weise kam das Bäumchen jedes Jahr zum Weihnachtsfest zu Oma Erna und danach wieder zurück in den Wald. Ein praktisches Arrangement.
Am Vormittag kam Oma Erna mit einigen Schachteln in die Stube. Darin waren Weihnachtskugeln, Holzfiguren und eine kleine Lichterkette, mit denen Oma Erna das Tannenbäumchen schmückte. Nach dem Schmücken holte sie noch einen Korb mit Brennholz, stelle ihn neben dem Ofen ab und verschwand dann in der Küche. Dort holte sie die Keksdosen hervor, in denen sie die Lieblingskekse ihrer Enkel verstaut hatte. Sie stellte die Dosen auf den kleinen Küchenschrank, neben den hübschen Weihnachtsteller. Dann schnitt sie eines der Früchtebrote auf, die sie gebacken hatte.
Nach dem Mittagessen deckte Oma Erna den Tisch in der Stube und machte den Ofen an. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis ihre Tochter mit Familie zum Kaffee kamen. Aber bevor die eintrafen, tauchte ein ganz anderer Gast auf. Inmitten der Kaffeetassen und Kuchenteller machte es Plopp und ein Waldkobold tauchte auf.
«Oh, bist du Theobald?» rief ein kleines Flämmchen aus dem Ofen. Tanja und die Waldfee schauten ganz erstaunt zum Feuer. Das kleine Flämmchen hingegen schaute ganz aufgeregt zum Stubentisch. Der Waldkobold kam an die Tischkante, verbeugte sich und zog seinen Hut. «Ja» sagte er «ich bin Theobald und ich würde mich sehr freuen, wenn ich mit euch zusammen Weihnachten feiern darf.»
Die Waldfee lächelte. Sie kannte Theobald aus dem Wald und hatte ihm vom Weihnachtsfest bei Oma Erna erzählt. «So schön, dass du gekommen bist Theobald» begrüsste sie den Waldkobold. Dann stellte sie Tanja vor. Nachdem Theobald die Stubenfee begrüsste hatte, ging er zum Ofen und begrüsste auch das Flämmchen. «Ich habe schon viel von dir gehört» erklärte ihm das Flämmchen und verschwand dann wieder im Ofen.
Als die Gäste von Oma Erna kamen, machten es sich Tanja, die Waldfee und Theobald unter dem Tannenbäumchen gemütlich. Die drei unterhielten sich so angeregt, dass sie gar nicht mitbekamen, wie Oma Erna nach dem Kaffee zusammen mit ihrem Besuch das Haus verliess. Am späten Nachmittag, als im Ofen langsam das Feuer ausging, verabschiedete sich auch das Flämmchen. Und so waren nur noch Tanja, Theobald und die Waldfee im Haus, als es an der Tür klopfte.
«Wer ist denn das?» fragte Theobald. «Erwartest du noch Besuch?» Der würde wohl nicht anklopfen meinte Tanja und flog zum Fenster. Aber es war schon so dunkel, dass sie nicht erkennen konnte, wer da vor der Tür stand. Sie meinte aber einen roten Mantel zu erkennen.
Und bei dir? Wer wird an diesem Abend bei dir vor der Tür stehen? Der Weihnachtsmann, das Christkind oder vielleicht ein sogar ein Waldkobold? Wer auch immer es ist, ich wünsche dir frohe Weihnachten.