20. Dezember

Oma Erna nimmt von jedem Kraut was sie benötigt, eine kleine Menge. Sie wägt sorgfältig ab und manchmal schaut sie von einem zum anderen um sich zu entscheiden. Wenn sie dann fertig ist, dann hat sie meistens eine halbe Hand voll Kräuterteile und hier und da ein winziges Kügelchen Harz oder einen kleinen Tropfen Flüssigkeit. Damit geht sie dann zur Wasserschale und legt alles vorsichtig hinein.

Wenn du mit der Nase ganz nah an die Schale gehen würdest, könntest du einige Düfte wahrnehmen, aber sicher nicht alle.

Oma Erna trägt dann die Schale zum Ofen und stellt sie auf die Platte. Sie holt noch eine kleine Kanne Wasser aus der Küche und dann gibt sie etwas Wasser zu den Kräutern. Und dann heisst es warten. Der Duft kommt nicht Zack sofort und verteilt sich. Nein, er entwickelt sich ganz langsam. Natürlich nur, wenn der Ofen an ist und die Hitze das Wasser in der Schale erwärmt. Jedes Mal ist es ein interessantes Warten für Tanja. Jedes Mal streckt sie ihre winzige Nase in die Höhe um zu riechen, ob der Duft schon bis zum Sessel gekommen ist.

Oma Erna tut in dieser Zeit meistens etwas vorbereiten, was sie für die gemütliche Stunde vor dem Ofen möchte. Sie sucht auf jeden Fall ein gutes Buch zum Lesen aus. Dann legt sie vielleicht noch ein paar Trockenfrüchte auf einen Teller oder ein paar Kekse. Und ein Getränk macht sie sich parat. Alles das kommt auf das kleine Tischchen neben den Sessel. Und dann, pünktlich als hätte Oma Erna irgendwo eine unsichtbare Uhr gestellt, setzt sie sich genau in dem Moment in den Sessel, wenn der Duft aus der Schale dort angekommen ist. Immer genau in dem Moment.

Aber heute ist kein Feuer im Ofen. Heute sind keine Kräuter in der Schale und heute ist auch keine Oma Erna da. «Komisch» denkt Tanja. «Draussen ist es dunkel und nass, da wäre es doch besser drinnen im Sessel, vor dem warmen Ofen zu sitzen. Wo Oma Erna wohl sein mag in diesem Moment? Bestimmt nicht beim Einkaufen und bestimmt auch nicht beim Spazieren gehen. Im Garten kann sie auch nicht sein und vor dem Haus auf der Bank sitzt sie auch nicht. Aber wo ist sie dann?»

Tanja schaut noch einmal aus dem Fenster. Sie sieht die Lichter glitzern. Die von der Strassenlaterne und von den erleuchteten Fenstern der anderen Häuser. Aber Oma Erna ist nicht zu sehen. Hier und da fährt ein Auto oben auf der Strasse vorbei und ergänzt die Lichterglitzer um zwei, aber von Oma Erna keine Spur. Als hätte die Dunkelheit sie verschluckt.

 

Einen feinen Duft am Tisch kannst du ganz leicht zaubern. Nimm einen Teller und lege einige kleine Tannenzweige darauf. Auf die Tannenzweige kannst du dann verschiedene Gewürze wie Sternanis, Stücke von einer Zimtstange und Nelken legen. Wenn du dann noch einige dünne Streifen von einer Mandarine oder eine Orange abschälst, bevor du sie isst, kannst du die dazulegen.

 

Und wenn du Lavendel magst und noch ein schönes Buch mit einer Geschichte, Rezepten und Anleitungen dazu suchst, dann empfehle ich dir Lulu das Lavendelmädchen. Hier kannst du es finden