18. Dezember

Als Opa Karl am Waldrand ankam, wartete Theobald auf einem Tannenast. «Hey, du kannst die Augen wieder aufmachen» rief er « es hat geklappt». Der Älteste der Feuergeister atmete erleichtert aus. Er sah sehr blass aus für einen Feuergeist, aber das war ja auch verständlich. Er hatte sich nicht getraut die Augen zu öffnen und er hatte ganz stark gezittert, nachdem er in die Pfeife gesprungen war. Jetzt machte er dafür einen Freudentanz. Theobald und er lachten vor Freude.

Ja, so war das damals, als es noch keine Autos gab und die Menschen mit einem Leiterwagen beim Bauern ihre Tannenbäume holten. Seit dem Jahr, als es für einen Winter viel zu warm war, konnten die Feuergeister nur einzeln in das Bauernhaus oder aus dem Bauernhaus heraus.

In diesem Winter aber war es kalt und die Feuergeister aus dem Haus von Oma Erna warteten darauf das der Bauer endlich das Feuer in der Feuerschale vor dem Bauernhaus entzünden würde. Es war sehr eng in der Kerzenflamme. Aber da sie sich nicht einigen konnten, in welcher Reihenfolge sie ins Bauernhaus wollten und es immer mehrere gleichzeitig versuchten, kamen sie nicht durch die Barriere. Und da bei Oma Erna der Ofen aus war, mussten sie sich wohl oder übel gedulden. Genau wie Tanja, die sich auf das Kissen im Ohrensessel von Oma Erna gekuschelt hatte.

Tanjas Blick wandert zum oberen Teil vom Ofen. «Ohhh», ein Seufzer löst sich von Tanjas Lippen. Vor ihrem geistigen Auge sieht sie all die schönen Dinge, die dort manchmal stehen. Die Schale mit Wasser, in die Oma Erna feine Kräuter tut, zum Beispiel. Wenn der Ofen an ist und das Feuer das Wasser in der Schale erwärmt, dann breitet sich ganz sanft ein feiner Duft aus. Der verteilt sich ganz langsam im Zimmer und wandert dann in die Küche und von dort die Treppe hinauf in die anderen Räume, bis er das ganze Haus erobert hat. Das mag Tanja sehr, wenn es im ganzen Haus fein duftet. Und das Schönste daran ist, dass es nie gleich duftet. Oma Erna streut nicht immer die gleichen Kräuter in die Wasserschale. Sie wählt sie immer mit Bedacht.

Zuerst spürt sie in sich hinein und schaut wie es ihr geht. Dafür nimmt sie sich Zeit. Dann steht sie einfach da, mit geschlossenen Augen, die Füsse Schulterbreit fest auf dem Boden, gerade in der Haltung und ganz entspannt. Sie spürt in ihre Beine, ihre Arme, ihren Bauch, ihre Brust und ihren Kopf. Und bei jedem hineinspüren erkundet sie, wie es ihrem Körper geht. Sie fragt die Beine, was sie brauchen und die Arme und so weiter und wenn sie damit fertig ist, dann weiss sie ganz genau was ihr Körper jetzt braucht. Da Oma Erna sich mit Kräutern auskennt, weiss sie natürlich auch welches Kraut genau das bietet, was ihr Körper jetzt gerade braucht.

Danach spürt sie auch ein wenig in das Haus, um herauszufinden, was das Haus jetzt braucht. Glaub ja nicht, dass das immer das Gleiche ist. Und zum Schluss, da spürt sie in ihr Sein. Auch das braucht etwas und will berücksichtigt sein.

Wenn Oma Erna dann alles erspürt hat und genau weiss, was denn nun ihr Körper braucht und ihr Haus und ihr Sein, dann kommt der interessante Teil. Dann geht Oma Erna nämlich in ihre Vorratskammer und sucht die passenden Kräuter zusammen. Davon hat sie jede Menge und die sind über die ganze Vorratskammer verteilt. Einige hängen getrocknet an der Decke, andere sind säuberlich in Gläser verpackt und wieder andere sind in Flüssigkeiten eingelegt.

 

Möchtest du wissen was du mit getrockneten Kräutern und Gewürzen in der Adventszeit Tolles machen kannst? Dann schau morgen weder vorbei.